EMV in Verbindung mit funktionaler Sicherheit

Im Rahmen klassischer EMV-Produktprüfungen liegt der Fokus im Wesentlichen darauf, dass Geräte und Systeme in ihrer elektromagnetischen Umgebung zufriedenstellend funktionieren. Wenn es sich jedoch um sicherheitsbezogene Systeme (zum Beispiel industrielle Prozesse, Robotersysteme …) handelt, kommt zusätzlich das Thema funktionale Sicherheit ins Spiel. Funktionale Sicherheit ist die Sicherheit vor Gefährdung, die aus der (fehlerhaften) Funktion einer Einrichtung resultiert. Das Ziel ist in diesem Zusammenhang also zu verhindern, dass es durch die Einflüsse von elektromagnetischen Störgrößen zu einer Beeinträchtigung der Sicherheitsfunktion(en) und als Folge zu einem unannehmbaren Schadensrisiko für Personen und/oder die Umgebung kommt.

Die Basis für den normativen Zusammenhang der EMV mit der funktionalen Sicherheit bildet die EN 61000-1-2: „Verfahren zum Erreichen der funktionalen Sicherheit von elektrischen und elektronischen Systemen einschließlich Geräten und Einrichtungen im Hinblick auf elektromagnetische Phänomene“. Diese Norm enthält u. a.:

  • Schritte zum Erreichen der funktionalen Sicherheit im Hinblick auf EMV
  • Management der EMV im Hinblick auf die funktionale Sicherheit
  • EMV-Gesichtspunkte des Entwurfs- und Integrationsprozesses
  • Prüfphilosophie für sicherheitsbezogene Systeme

Die EN 61000-1-2 enthält dabei eine Vielzahl von Verweisen und Referenzen für die Normenreihe EN 61508, welche die Basisnorm für die Bewertung von Sicherheitsfunktionen darstellt.

Weitere wichtige Normen zu EMV und funktionaler Sicherheit sind in diesem Zusammenhang:

  • EN 61326-3-1: Störfestigkeitsanforderungen für sicherheitsbezogene Systeme und für Geräte, die für sicherheitsbezogene Funktionen vorgesehen sind (Funktionale Sicherheit) – Allgemeine industrielle Anwendungen (Produktnorm)
    Für andere Einsatzbereiche als den Industriebereich ist ggf. die EN 61326-3-2 anzuwenden.
    EN 61000-6-7: Störfestigkeitsanforderungen an Geräte und Einrichtungen, die zur Durchführung von Funktionen in sicherheitsbezogenen Systemen (funktionale Sicherheit) an industriellen Standorten vorgesehen sind (Fachgrundnorm)

Die Produktnorm EN 61326-3-1 ist relevant für Systeme entsprechend dem Anwendungsbereich aus EN 61326-1 für Prozesssteuerungen, leittechnische Ausrüstungen usw. Die Fachgrundnorm EN 61000-6-7 ist wie allgemein in der EMV typischerweise dann anzuwenden, wenn es keinen passenden Produktstandard gibt.

Die EN 61326-3-1 steht dabei in der Anwendung nicht allein, sondern ist im Zusammenspiel mit den Anforderungen aus EN 61326-1 zu betrachten und zu testen. Die EN 61326-1 enthält die entsprechenden Anforderungen hinsichtlich Störaussendung und Störfestigkeit mit den dort definierten Grenzwerten, Prüfpegeln und Beeinflussungskriterien (A, B, C) im „normalen“ Betrieb. Die hier geforderten Störschwellen berücksichtigen jedoch nicht extreme Fälle, die – mit extrem geringer Eintrittswahrscheinlichkeit – an jedem Ort auftreten können.

Deshalb legt die EN 61326-3-1 zusätzlich Anforderungen für Systeme und Geräte in industriellen Anwendungen fest, die für Sicherheitsfunktionen gemäß IEC 61508 vorgesehen sind. Erhöhte Anforderungen beinhalten im Wesentlichen höhere Prüfpegel. Als Beispiel gelten 20 V/m statt 10 V/m bei der Feldbeeinflussung, Burst mit 3 kV statt 2 kV und Surge mit 4 kV statt 2 kV. Weiterhin aber auch zusätzliche Prüfungen wie die NF-Beeinflussung nach EN 61000-4-16.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Whitepaper EMV in Verbindung mit funktionaler Sicherheit.

In unserem akkreditierten EMV-Labor in München sind wir auch für höhere Prüfpegel ausgestattet, um Ihre Anforderungen abzudecken. Folgende Prüfeinrichtungen stehen Ihnen u. a. zur Verfügung:

  • 4 Absorberhallen inkl. 10-m-Halle für Prüfmuster und Fahrzeuge bis 50 t/m2 und 12 m Länge für Emissionsmessungen bis 40 GHz und Störfestigkeit bis 600 V/m
  • 3 geschirmte Messzellen
  • Harmonics/Flicker und Spannungsunterbrechungen 3-phasig bis 75 A/Phase
  • Überspannungsprüfungen bis 10 kV/10 kA inkl. ITU-T (CCITT)
  • Kfz-Impulsmessungen
  • ESD-Prüfungen bis 30 kV
  • Diverse Prüfeinrichtungen für Hochvoltsysteme inkl. ISO/DTS 7637-4 und Surge/Burst auf DC bis 1000 V/100 A

Ihre Ansprechpartner

Armin Hudetz
t: +49 89 78 74 75-133
f: +49 89 12 50 40 64-133
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